Der Feldpartiur Video Publisher (FVP) ist ein internetbasiertes Publikationsformat, welches speziell für Forschende der qualitativen Geistes- und Sozialwissenschaften entwickelt wurde. Er ermöglicht Forschenden, komplexe Metadaten von Videodaten zu veröffentlichen. Sie werden zumeist als online-Beigabe einer wissenschaftlichen Publikation eingesetzt. Die Metadaten bestehen aus Annotationen, Schlagworten (Tags), Codes (Kodierungen), Verbaltranskriptionen, Einzelbildern (Frames), Kontextdaten zu Videos sowie visuellen Markern (Icons). Diese Metadaten werden von Forschenden in beliebiger Art und Anzahl einem einzelnen Video in mehreren, untereinander liegenden Zeilen editiert, um anschließend in der horizontalen Darstellungsweise, der “Partitur”, visualisiert zu werden. Der Feldpartitur Video Publisher (FVP) wurde entwickelt durch Feldpartitur GmbH (05/2018), einem Unternehmen, welches ausschließlich für die qualitative sozial- und geisteswissenschaftliche Forschung tätig ist. Er berücksichtigt die besondere Sensibilität von Film-/Videomaterial hinsichtlich datenschutzrechtlicher Belange und stellt in der ersten Version 2.0 folgende Möglichkeiten bereit:
- Veröffentlichung einer Feldpartitur als Online-Bewegtbildapplikation mit Videomaterial und mit Audiomaterial
- Veröffentlichung einer Feldpartitur als Online-Bewegtbildapplikation mit Videomaterial aber ohne Audiomaterial
- Veröffentlichung einer Feldpartitur als Online-Bewegtbildapplikation ohne Videomaterial aber mit Audiomaterial
- Veröffentlichung einer Feldpartitur als Online: Bewegtbildapplikation ohne Videomaterial und ohne Audiomaterial
Erste Veröffentlichungen
Der Feldpartitur Video Publisher (FVP) wurde im Rahmen des Handbuch Qualitative Videoanalyse erstmals vorgestellt. Vier Pilotprojekte präsentieren Forschungsergebnisse oder zeigen erste Einblicke in die Forschungswerkstatt.
- Brinkmann, Malte; Rödel, Severin (2018) Pädagogisch-phänomenologische Videographie. Zeigen, Aufmerken, Interattentionalität. In: Moritz, Christine; Corsten, Michael (Hrsg.) Wiesbaden: VS Verlag, S. 521-547.
- Schoppen, Susanne (2018) Entwicklung einer Methode zur Analyse interaktioneller Prozesse in der Kunsttherapie – Das Baukastensystem zur Beobachtung von Interaktionen mittels Videotechnik (BaBIVi-Kth). In: Moritz, Christine; Corsten, Michael (Hrsg.) Wiesbaden: VS Verlag, S. 759-780.
- Moritz, Christine (2018) “Massenfieber” – Methodische Annäherungen an emotionale Intensität unter dem Aspekt der Nano-Kommunikation in großen Menschenansammlungen. In: Moritz, Christine; Corsten, Michael (Hrsg.) Wiesbaden: VS Verlag, S. 331-364.
- Hellberg, Bianca (2018) Zwischen klingenden Rohdaten und sprachlicher Transformation. In: Moritz, Christine; Corsten, Michael (Hrsg.) Wiesbaden: VS Verlag, S. 217-234.
Aufbau einer Feldpartitur
Eine veröffentlichte Feldpartitur im Feldpartitur Video Publisher (FVP) besteht aktuell aus fünf Editor-Formaten zur Erstellung von Metadaten, die, angelehnt an die Praktiken der Forschenden, im Rahmen der Feldpartiturkonzeption seit 2011 sukzessive weiter entwickelt worden sind. Die fünf Editiermodi sind:
- TS “transcript” Transkription der gesprochenen Sprache in einer Partiturschreibweise
- NS “notescript” Anbringen von visuellen Markern oder Icons in der Partitur
- CS “codescript” Kodieren (z.B. im Rahmen einer vGTM oder QIA) und/oder Verschlagworten von Videodaten in der Partitur
- TXT “Memoing” zur Anbringung von Annotationen und zur Vernetzung mit weiteren Datensorten
Diese Formate werden von den Forschenden in beliebiger Anzahl (Anzahl Zeilen) sowie in nahezu beliebigem Feinheitsgrad der zeitlichen Analyseeinheiten selbst ausgewählt und in beliebiger Reihenfolge zusammen gestellt. Dies ermöglicht ein individuelles sog. “Feldpartitur Design”, welches sich von Projekt zu Projekt stark unterscheidet. Im Laufe der Zeit haben sich einige Typen (Moritz, 2018, S. 19f) entwickelt, die sich wiefolgt kategorisieren lassen:
- Explorative Feldpartituren
- Strukturierende Feldpartituren
- Kodierende Feldpartituren
- Hermeneutische Feldpartituren
- Quantifizierende Feldpartituren
Anders als Feldpartituren, die Forschende ausschließlich intern im Rahmen der eigenen Forschungsarbeiten verwenden, sind publizierte Feldpartituren mit dem Feldpartitur Video Publisher auch für die Internetöffentlichkeit frei einsehbar.
Lizenzierung, Bestellung und Kosten
Das Publizieren von Feldpartitur-Projekten über den Feldpartitur Video Publisher (FVP) erfolgt online über eine Bestellung der Lizenz über eine entsprechende Eingabemaske. An dieser Stelle können Film-/Videoanalysen, die mit der Software Feldpartitur erarbeitet wurden, über das Format *.fpm hochgeladen und anschließend publiziert werden. Lizenzen für den Feldpartitur Videopublisher (FVP) sind kostenfrei für Forschende von Einrichtungen, die mit Feldpartitur V-OnSite 2.0 arbeiten, erhältlich. Forschende, die mit der “kleinen” SaaS-Variante der Feldpartitur arbeiten, erhalten ebenfalls Einzellizenzen gegen Entrichtung einer Lizenzgebühr.
Literatur
Moritz, Christine; Corsten, Michael (2018) Handbuch qualitative Videoanalyse. Springer VS Verlag. Moritz, Christine (2018) “Well, it depends…” Die mannigfaltigen Formen der Videoanalyse in der Qualitativen Sozialforschung. Eine Annäherung. In: Moritz, Christine; Corsten, Michael (Hrsg.) Wiesbaden: VS Verlag, S. 3-38.